Irene, einlagiges Toipapier und der innere Schweinehund

Irene holte tief Luft, um einen langen Satz in ihr Tagebuch zu schreiben:

Was wird der Controller der Uniklinik sich noch wundern, wenn ob seiner Entscheidung, das Toilettenpapier allüberall nur noch einlagig anzubieten, der Verbrauch von Tackern und Klammern steigt, um wieder mehrlagiges in Handarbeit daraus zu fertigen?!

Man sollte ihm und seiner Familie einblättriges für ein Jahr nach Hause liefern, fügte der Autor hinzu. Mir war es egal.

Konnte der Controller nicht so weit denken, dass mehrblättriges Toipapier in seiner Gesamtheit reißfest ist, also jedes Blatt weicher ist als das eine einzige des einblättrigen, das nur durch Härte diese Kräfte halten kann? Und dass es in der Klinik Nebenwirkungen gibt, die eher Weiche (auch menschliche) als Härte erfordern!?

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Mit geschlossenen Augen unter der Strahlenpumpe ein letztes Mal hindurchgleitend, nahm Irene das Licht und gleichzeitig das Anthrazit ihrer geschlossenen Augenlider und gleichzeitig die an ihrer Iris vorbeischwebenden, ans Leben erinnernden Hautpartikel wahr.

Vielleicht sollte sie so die Wohnzimmerdecke streichen lassen. Vielleicht war dies das einzige Universum, das wirklich existierte.

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Was für ein Keingefühl, so innerlich tot und äußerlich quicklebendig zu sein.
Innerlich tot, da Immunsystem und komplettes Knochenmark nun tot bzw. nicht mehr vorhanden waren.
Äusserlich quicklebendig, da das Rückgrat noch kerzengrade, sich hoch in den blauen Himmel reckend, aus der modrigen Leiche am Höllenboden stolz erhob. Fuck, hier war noch Leben, dachte Irene.

In diesem Sinne, dachte der Autor, dann schreib ich sie auch noch nicht ab. Ich selbst hatte Tränen in den Augen.