#liebesleader: Würde ist kein Konjunktiv

Er sagt entschuldigend: “Ich hätte das ja ganz anders gemacht. Du kennst mich, Du weißt, wie ich darüber denke. Aber Du kennst die Zentrale in London” … Die Zentrale in Paris. New York. San Francisco. Auf dem Mond. Blablabla.
Dann werden die Leute rausgeworfen, re-allokiert, degradiert. Fristlos. Über Anwälte. Über Gerichte. Über Leichen. Immer das Gleiche.

Und immer ist es die Zentrale. Das Budget. Ziele. Immer sind es Ausreden. Ausflüchte. Nie widerspricht jemand dieser ominösen Zentrale, angesiedelt irgendwo zwischen Kafka und Gilliam.

Nie sind es Personen. Namen. Menschen. Immer sind es Zentralen. Ziele. Zahlen. Strategien. Business-Pläne. Sachzwänge. Menschliches Versagen.

Im gleichen Moment, in dem diese Manager ihre Würde verlieren, indem sie nicht widersprechen (ihren eigenen Vorgesetzten wohlgemerkt, wer sonst sitzt in der Zentrale), sich nicht widersetzen, kein Rückgrat beweisen, verlieren auch all ihre Mitarbeiter ihre Würde.

Denken diese Manager eigentlich, solche Initiativen seien morgen vergessen und vergeben? Business as usual?
Aber genau das ist das Problem: schleichend langsam wird der Verlust des Rückgrats über den Verlust der Würde zum Business as usual.

Übrig bleiben Manager – nicht mehr und nicht weniger. Roboter. Mechanistische Reflexe auf angedrohten Bonusentzug. Pawlowsche Hunde. Keine empathischen Führungspersönlichkeiten. Arbeitsbienen. Niemand, für den Mitarbeiter mit Rückgrat sich nocheinmal besonders engagieren. Niemand, für den es sich zu kämpfen lohnt. Im Gegenteil. Keine Basis für ein empathisches Miteinander, … nur ein schaler Nachgeschmack. Du atmest ihn, wenn Du durch die ach so heiligen Hallen gehst.

Übrig bleibt verbrannte Erde. Kein Phoenix. Nur ein Häufchen Asche. Keine Hoffnung. Rückgratlose Regenwürmer. Keine Role Models. Ein Laufrad. Rat Race. Auf dem untergehenden Schiff. Totenschiff.

Würde ist kein Konjunktiv. Ach, wem sage ich das. Ihr wisst das.