9 Punkte, das brave New Work in BRAVE NEW WORK zu transzendieren

“Die, die wirklich verstanden haben, die machen einfach.” – so schließt mein Blog-Post Stell Dir vor, es ist New Work, und keiner geht hin und alle nur so Blablabla”.

Die, die wirklich verstanden haben, die machen einfach. – Das jedoch sind die wenigsten. Denn einfach machen bringt keinen Ruhm, keine Blogparade. Zeugt kein Goldenes Kalb, um das herumtanzend man sich selbst beweihräuchern kann.

Einfach machen bedeutet harte Arbeit, Widerstand der Unternehmensmächtigen, wenig Lohn – doch relevante Linderung wo sie benötigt wird: bei den Menschen.
Ein lohnendes Leben nach den Ideen des Hl. Franziskus eben.

| New Work als Religion und Droge

Vielleicht muss ich hier weiter ausholen: New Work verkommt zur prachtvollen Pseudoreligion. Eine Bibel existiert, an die Hendrik Epe zum Glück erinnert, aber gelesen hat sie sonst niemand.

Alle palavern und predigen wild umher. Keiner handelt. Die New Work Jünger wandeln Brackwasser in alten Wein, verkaufen ihn in neuen Schläuchen. Hangeln sich an Symptomen entlang, keiner traut sich an des Teufels Barthaar tief in der obersten Etage. Die Gläubigen huldigen ihren Aposteln in den Messen und Kongressen der Welt. Hängen an ihren Lippen, laufen und reden ihnen nach dem Munde. Cha­cun à son goût. Lassen daheim die Arbeit Arbeit sein.

Daheim indes, im Unternehmen, da darben die Leut’. An Überarbeitung, an Unterforderung. An Wissensdurst und Entwicklungshunger. An Ausbeutung. An reinstem Zynismus. So ist das in den Palästen der schönen neuen Welt.

New Work ist das Soma der HR und ihrer Berater. Die Droge, die in Huxleys Brave New World “den Mitgliedern dieser Gesellschaft das Bedürfnis zum kritischen Denken und Hinterfragen ihrer Weltordnung nimmt”.

Und das ist das Problem: Der Chef alter Prägung unterstützt, was Soma-esk ‘Gefühlsschwankungen beruhigt und negativer Stimmung vorbeugt’ – solange sich nicht wirklich etwas ändert. Jeder soll weiterhin ‘tun, was er kann, und wozu er geboren ist’. Solange genießt er ‘gesellschaftliche Stabilität’ fern der Kündigung – und ‘allgemeines Glück’ am Wasserspender.

Wirkliche Entwicklungen, wirklicher Wandel, ‘wirklich starke Gefühle’ jedoch sind weder vom Unternehmen, noch der HR gewünscht. ‘Unruhen müssen vermieden werden’. Ebenso wirkliche Bildung. Mit neuem Wissen würden HR und Unternehmen kritisch und wenig flexibel, wenig zukunftsfähig gesehen werden.

So könnten ‘Freies Denken, starke, echte Emotionen’ zur längst überfälligen New Work Revolution führen. – Kein Wunder, dass diese vom Unternehmen mit Instant Gratification, der ‘sofortigen Befriedigung jeden Wunsches’ brutal niedergeschlagen werden.

Konsequent klammert der brave New Worker aus, was wahre Reibung erzeugt. Man dreht sich (unbewusst) im Kreise. Redet miteinander, statt mit den Betroffenen. Man soma-tisiert sich in Arbeitskreisen(!), die vom kargen Alltage ablenken. Fröhnt Aktionismus statt Achievement.

Bevor also aus New Work endlich BRAVE NEW WORK werden kann, ist DeTox angesagt, Selbsterkenntnis und Selbstführung – bei Beratern, Verfechtern, HRlern.

| Die HR als Nukleus der BRAVE NEW WORK Bewegung?

Kann die HR die New Work Revolution beginnen und erfolgreich zu Ende bringen? Kann sie der Führung gefährlich im zukunftsfähigen Sinne werden?  – Vor allem: Wofür steht die HR? Und zwar in den Augen aller Mitarbeiter – nicht ihren getrübten eigenen.

– BRAVE NEW WORK Checklist für HR und Unternehmensführung

  1. Spricht die HR auf Augenhöhe mit dem Vorstand? Ist sie Mitglied des höchsten Entscheidungsgremiums? Hat sie eine Stimme im Unternehmen, wird sie von allen ernstgenommen?
  2. Versteht die HR Business Model und Business des Unternehmens? Wie sonst sollte sie jemandem das Wasser reichen, geschweige revolutionär agieren?
  3. Ist die HR eines der ‘Reservate’, in denen ‘die Wilden’, die Unangepassten leben, die unbeeinflusst vom Soma klar denken können? Gar noch ‘wirkliche Gefühle’ für die Menschen im Unternehmen haben?
  4. Kann die HR mit der Führung zum Wohle aller Mitarbeiter kämpfen? Traut sie sich (das zu)? Oder ist sie bloßer Erfüllungsgehilfe der Führung?
  5. Leben HR-Führung und komplettes Team in der Zukunft? Nicht in Vergangenheit, Prozessen, Formularen, Bürokratismen, ihrer angestammten Comfort Zone! Liebt und lebt die HR Agility und Innovation?
  6. Zieht die gesamte HR an einem Strang? Oder konterkariert und boykottiert die Mehrzahl dort die Bemühungen einer nur kleinen Avantgarde?
  7. Hat die HR eine relevante Vision und Mission für das Unternehmen und darüberhinaus? Wird sie das gesamte Unternehmen und jeden einzelnen Mitarbeiter ganzheitlich voranbringen?
  8. Hat die HR die quantitativen und qualitativen Ressourcen für Change und Change Management, für Digitalisierung und Transformation?
  9. Hat die gesamte HR den Mut, die Stamina und Resilienz, allen Mitarbeitern und dem Unternehmen als Ganzes nachhaltig und langfristig voranzugehen?

Nur dann werden aus diesem aktuell in der Breite sehr braven New Work Ansatz und entsprechender Protagonisten mehr relevante, mutige und bescheidene BRAVE NEW WORK HeroInnen wie Phoenix aus der Asche emporsteigen können. Die, die eben wirklich verstanden haben und einfach machen.